Blocksteinriegel neu interpretiert: Sohlenstabilisierung und Strukturvielfalt zugleich
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Neuhaus V., Mende M., Leimgruber, B.
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2023
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Die Töss ist seit dem Ausbau über weite Strecken durch eine erhöhte Geschiebetransportkapazität, ein ausgeprägtes Geschiebedefizit und damit verbundene Tiefenerosionstendenz gekennzeichnet. Eine Aufweitung auf die Regimebreite ist im Projektperimeter Sennschür im Leisental nicht möglich. Zur Sicherstellung der Trinkwassernutzung muss die Sohlenlage daher auf diesem Abschnitt stabilisiert werden. Im Projektperimeter waren die teils hundertjährigen Holzschwellen mittlerweile baufällig und zu ersetzen. Zudem wies der Fluss vor allem wegen des für Holzschwellen typischen horizontalen Einbaus grosse strukturelle Defizite und eine eingeschränkte Längsvernetzung auf. Als Ersatz für die Holzschwellen wurde ein neuartiges System aus Blocksteinriegeln entwickelt, das neben der reinen Sohlenstabilisierung auch eine gezielte Strukturierung bewirkt. Die induzierten Mesohabitate (z. B. verschiedene Kolktypen, prall- und gleituferähnliche Strukturen) stellen einen grossen ökologischen Mehrwert dar. Das erzeugte Fliessbild wurde mit ingenieurbiologischen Strukturen akzentuiert. Hierbei wurde insbesondere Wert auf die Bildung eines kompakten, dynamischen Niederwassergerinnes gelegt. Das Praxisbeispiel macht deutlich, dass auch in seitlich eingeengten Fliessgewässern Sohlenstabilisierung, Strömungs- und Strukturvielfalt sowie die freie Fischwanderung keinen Widerspruch darstellen müssen.
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Wasser Energie Luft Vol. 115 Heft 4 S. 276-281