Mit der Sanierung des Geschiebehaushalts ist die Geschiebeführung grundsätzlich wieder soweit aufzuwerten, dass die morphologischen Strukturen und die morphologische Dynamik des Gewässers nicht nachteilig verändert werden, das heisst, dem naturnahmen Zustand des Gewässers vergleichbar sind. Wo der Grundwasserhaushalt oder der Hochwasserschutz durch einen wegen Anlagen veränderten Geschiebehaushalt wesentlich beeinträchtigt werden, müssen ebenfalls geeignete Massnahmen geplant und umgesetzt werden.
Der Geschiebehaushalt ist ein charakteristisches und bestimmendes Merkmal eines Fliessgewässers. Das vom Oberwasser zugeführte Geschiebe ersetzt durch Hochwasser erodiertes Material und führt zu einer regelmässigen Erneuerung von Kiesbänken und des Substrats.
Ohne ausreichende Geschiebezufuhr aus dem Oberwasser wird das Gerinne ausgeräumt, lockere Kiesablagerungen fehlen, die Sohle pflästert sich ab und kolmatiert. Ohne Gegenmassnahmen kann sich das Gerinne eintiefen. Diese Prozesse führen zu einer zunehmenden Beeinträchtigung des Lebensraums. Beispielsweise regelt der Geschiebehaushalt die Sohlenhöhe des Gerinnes und steuert dadurch das Grundwasserniveau und gegebenenfalls das Funktionieren von Auengebieten. Letztere können durch die Eintiefungstendenz vom Gewässersystem irreversibel abgekoppelt werden.
Der Geschiebehaushalt von Schweizer Fliessgewässern ist sehr unterschiedlich zu
bewerten. Einerseits gibt es Gewässer, die aufgrund der anthropogenen Eingriffe kaum
Geschiebe führen und deren Geschiebehaushalt deshalb stark beeinträchtigt ist. Anderseits gibt es Fliessgewässer, die einen Geschiebeüberschuss aufweisen und unerwünschte Sohlenauflandungen nur durch Kiesentnahmen verhindert werden können.
Die Beeinflussung des Geschiebehaushalts in untersuchten Schweizer Fliessgewässern ist in unten stehender Abbildung dargestellt. Die Übersicht zeigt, dass sich die Mehrzahl der grösseren Fliessgewässer mit stark beeinträchtigtem Geschiebehaushalt im Mittelland befindet, aber auch in den Alpen und den Voralpen einzelne stark beeinträchtigte Gewässerabschnitte anzutreffen sind.
Schälchli U., Kirchhofer A. 2012: Sanierung Geschiebehaushalt. Strategische Planung. Ein Modul der Vollzugshilfe Renaturierung der Gewässer. Bundesamt für Umwelt, Bern. Umwelt-Vollzug Nr. 1226: 74 S.